Interview mit Simone Bartsch in Versicherungswirtschaft heute

Bartsch (Häger): „Bei uns macht der Vorstand EDV, wie auch Solvency und bringt auch mal den Müll raus“

Simone Bartsch Häger

Die Häger Versicherung wurde dieses Jahr 150 Jahre. Gratulation an den Verein auf Gegenseitigkeit und ein guter Augenblick, um mit der Vorstandsvorsitzenden Simone Bartsch über das Leben als kleiner Versicherer in Solvency-Zeiten, künftige Ziele, Innovationsgarantien und Comic-Wikinger zu sprechen.

VWheute: Frau Bartsch, im Juli feierte Häger 150 Jahre Bestehen. Was waren die Low- und Highlights der Geschichte?

Simone Bartsch:  Also ein Low war sicherlich das größte Schadenereignis Orkan Kyrill Anfang 2007 mit über 3,3 Mio. Euro Schadenaufwand und 4.083 Schadenfälle an einem Tag. Im Anschluss wurde eine Beitragsanpassung in VGV durchgeführt, die dazu führte, dass Prämien und Mitgliederabrieb verzeichnet werden mussten. Auch deswegen, weil in dem Jahr der Angleichung die Anpassungsfaktoren recht stark angestiegen waren. Wir haben uns aber wieder gefangen und mit gutem Service und nachhaltigen Prämien die Makler weiterhin überzeugt. Schwierig war auch Solvency II im Jahr 2016. Das war für alle kleinen Versicherungsunternehmen ein Kraftakt.

 

VWheute: Und die Highlights?

Simone Bartsch: Da gab und gibt es einige. Beispielsweise 1987 die erste Maklerverbindung, zwei Jahres später das Erreichen der ersten Million oder im Jahr 1991 die bundesweite Öffnung und zu einem großen VVAG zu werden. Im Jahr 2006 erreichten wir unseren Höchststand an Mitgliedern mit 46.222 Mitgliedern und 7,5 Mill. Euro Prämieneinahamen.

 

VWheute: Welche Ziele haben Sie für die nächsten 150- oder sagen wir mal fünf Jahre.

Simone Bartsch: Das Erreichen der 10. Millionen Euro Prämieneinnahmen sowie eine umsichtige und nachhaltige Geschäftsentwicklung.

 

VWheute: Sie haben Ende 2018 64.814 Verträge und 39.162 Mitglieder, wie viele sollen es am Jahresende sein?

Simone Bartsch: Wir hoffen auf einen leichten Zuwachs in beiden Bereichen.

 

VWheute: Welche Rolle spielen die Niedrigzinsen bei Ihnen?

Simone Bartsch: Die Kapitalerträge sind leider aufgrund der Marktsituation weggebrochen und eine Herausforderung aller Unternehmen. Damals waren die Kapitalerträge so hoch, dass wir einen gut bezahlten Mitarbeiter beschäftigen konnten. Das ist leider Vergangenheit. Wir sind bestrebt, unsere selbstverwalteten Kapitalanlagen von 7,9 Millionen Euro nach dem Grundsatz „Sicherheit vor Rendite“ anzulegen – eine Herausforderung heutzutage. Überhaupt ist es schwierig, mit unserer konservativen Vorgehensweise Kapitalerträge zu erwirtschaften. Die Angebote gut gerateter Papiere sind sehr dünn und dann oftmals ohne positive Rendite.

 

VWheute: Welche Rolle spielt Innovation in ihrem Unternehmen, sie arbeiten ja teilweise mit automatischer Innovationsgarantie.

Simone Bartsch: Als Maklerversicherer wissen wir um das „Zauberwort“, dass dem Makler Erleichterung bringen soll. Bei unseren Hauptsparten wie Hausrat oder Wohngebäude sind diese sogenannten „Innovationsgarantien“ gesetzt, so dass der Makler sich nicht um Umstellungen bemühen muss. Er erwartet eine vorteilshafte Umstellung, so dass er sich um seine wesentliche Stärken wie die Beratung kümmern kann.

 

VWheute: Seit rund einem Jahr ist Marcus Dierschke im Vorstand, hat sich das Gremium seit seiner Ernennung eingearbeitet und konnte die Lücke geschlossen werden, die Wolfgang Thomas hinterließ.

 

Simone Bartsch: Mit Herr Thomas verließ uns ein jahrzehntelanger Wegbegleiter, das Wissen und diese Erfahrungen sind nur schwer zu ersetzen. Das gilt insbesondere für ein kleines Haus, wo der Vorstand neben Kapitalanlage und -management, ausufernder Solvency II-Berichterstattung, Bedienung der EDV-Anlage, Maklerbesuche oder Rechnungslegung auch mal den Müll an die Straße stellt. Aber wir haben die Staffelübergabe gut hinbekommen.

 

VWheute: Die wichtigste Frage am Schluss: Wann sehen wir endlich eine Werbekampagne in der Hägar der Schreckliche und die Häger Versicherung zusammenfinden?

Simone Bartsch: Gar keine schlechte Idee, vermutlich nur schwer zu realisieren wegen der Rechte.

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